Juuso Holstein: „Der arktische Freizeitpark ist zum Leben da“

Juuso Holstein: „Der arktische Freizeitpark ist zum Leben da“


Juuso Holstein: „Der arktische Freizeitpark ist zum Leben da – nicht zum Träumen in Monaten.“

„Pallas schenkt dir nichts – und genau deshalb gibt es dir so viel“, sagt Juuso Holstein, Leiter der „Pallaksen Pöllöt“, mit einem Augenzwinkern.
Pallaksen Pöllöt – auf Deutsch „die Eulen von Pallas“ – ist eine Skischule mit Herz und Fachwissen, die in Pallas tätig ist, einem der eindrucksvollsten Fjällgebiete Finnlands. Das Team der „Eulen“ besteht aus rund 20 Skilehrer:innen, deren Einsatzgebiet von offenen Fjällflächen über verschneite Wälder bis zu herbstlich gefärbten Moorlandschaften reicht.
Juuso selbst ist kein Spezialist für eine bestimmte Sportart. Er ist Natur-Spezialist – und jemand, der seinem eigenen Traum mit unbeirrbarem Durchhaltevermögen gefolgt ist.

Wer: Juuso Holstein, einer der „Pallas-Eulen“ und Produkttester für Halti, wohnhaft am Fuße des Pallastunturi
Wie er sich bewegt: Auf Schnee – so lange und so früh in der Saison wie möglich
Wo man ihm folgen kann: @pallaksenpollot, @juuppe, pallaksenpollot.com

Der Nachtzug ruckelt los. Die Gleise singen einen gleichmäßigen Takt, Metall klappert. Ein kleiner Junge drückt die Nase an die Fensterscheibe. Träume und eine tiefblaue Landschaft rasen Richtung Norden. Wie jedes Jahr um diese Zeit – Skiferien – beginnt die Reise nach Pallas. Tuuut tuuut!

Jahre vergehen. Aus dem Jungen wird ein Mann. Wie viele Winter seit dem ersten Moment vergangen sind, weiß er nicht mehr, aber das Gefühl ist geblieben. Und es ist nur stärker geworden. Raus muss er. Und draußen bleiben, so lange es geht.

Warum sitzt Juuso Holstein – bekannt als echter Fjällmensch – dann im Büro? Die Antwort ist einfach, und herzlich:

„Ich mache das, damit auch andere erleben können, was ich am meisten liebe: die rohe Schönheit der nordischen Wildnis, mit Skiern an den Füßen.“

„Der arktische Freizeitpark von Pallas ist nichts ohne seine Menschen.“

Menschen und glitzernder Pulverschnee. Unvergessliche Momente und tragende Frühjahrskruste. Die mächtigen Pallas-Fjälls – ein Teil von Finnlands nationaler Landschaft – sind wie ein riesiges Erlebnisgerät, in dem jeder die Natur auf seine eigene Art erlebt, aber immer mit derselben Intensität.

„Die Menschen, die nach Pallas kommen, sind auf die richtige Art wild, aber immer ganz da. Die Landschaft ist fesselnd, empfindlich und schön, gleichzeitig rau und kraftvoll. Sie gibt nichts einfach so, und genau deshalb gibt sie so viel. Klar, im hohen Norden gibt es tolle Ausblicke – aber das Gefühl von Zugehörigkeit, das hier entsteht, ist etwas anderes. Hier ist es immer da.“

Hier gehören die Freude am Draußensein und das gemeinsame Erleben allen – ganz egal, welche Skier man anhat. Kinder und Sechzigjährige gleiten über denselben Schnee – und genau das ist Teil der Magie von Pallas.

Aber kann man sich je sattsehen an den Fjälls, oder an den Menschen?

„Niemals!“, lacht Juuso. „Diese Arbeit schenkt mir Momente, ohne die ich nicht mehr leben könnte. Pallas ist meine Berufung – und Pallaksen Pöllöt ist der Weg, wie ich sie selbst erleben und mit anderen teilen kann.“

 

Das Fjäll gibt dir Raum – keine Schablonen, kein Schauspiel

Pallaksen Pöllöt wurde 1965 gegründet und bietet Freeride-Touren, Skitouren und Herbstabenteuer in den Landschaften von Pallas – mit Herz, Fachwissen und Seele. Über die Jahre hat sich der generationenübergreifende „Club“ zu einer Art Institution entwickelt. Er folgt dem Traum eines Jungen, etwas Sinnvolles im Leben zu schaffen. Heute bringt Juuso seine eigene Handschrift ein – und macht die 60-jährige Gemeinschaft noch menschlicher und fjällnäher.

„Hier oben entstehen Freundschaften. Ich war nie Teil eines großen Sportvereins oder des Glücks, das andere dort fanden. Aber bei Pallaksen Pöllöt darf ich bauen, ausprobieren, erfinden. Meine Gedanken und mein Einfluss dürfen sichtbar sein. Vielleicht ist das der Grund, warum die Eulen nicht einfach eine Gruppe sind, sondern eine Haltung – geformt von einem seelenvollen, widerstandsfähigen Leben im Fjäll. Warm, bodenständig und lebendig. Spielerisch, aber professionell.“

„Sisu ist nichts Angeborenes – es entsteht durch Erfahrung.“

Für Juuso wächst das berühmte finnische Sisu mit jeder Herausforderung. Man lernt einzuschätzen, wie lange der Schnee trägt, wie das Wetter die Ausrüstung beeinflusst. Man muss sogar berücksichtigen, wie die Bedingungen sich auf den Proviant und die eigene Energie auswirken.

„Die Natur überrascht immer. Du kannst dich nie exakt auf das Maß an Sisu vorbereiten, das du brauchst – deshalb musst du es ständig weiterentwickeln. Ziel ist es, in schwierigen Momenten bessere und effektivere Entscheidungen zu treffen.“

Manchmal bedeutet Sisu auch, so viel Respekt vor der Natur zu haben, dass man umkehrt.

„Viele sind auf der Suche nach etwas Größerem, Eindrucksvollerem, Extremerem. Das ist verständlich. Aber selbst wenn du dich herausfordern willst – du musst nicht jedes Mal über deine Grenzen gehen.“

Erst recht nicht, wenn das Wetter etwas anderes sagt. Dann wählt der wahre Fjällmensch den Weg des Respekts.

„Sisu heißt auch, miserables Wetter oder schwierige Bedingungen anzunehmen. Und manchmal bedeutet es, einfach umzudrehen und zurück zur Basis zu gehen.“

 

Der Zauber der Jahreszeiten ist kurz – verpasse ihn nicht

„Zu viele Menschen leben zu weit im Voraus. Wir planen und planen den Urlaub in einem Monat – und vergessen dabei, den Moment zu leben.“

Juuso ist kein Sportexperte – sondern ein Naturmensch. Vom ersten Schneeflöckchen bis zur letzten Schmelze interessiert ihn alles dazwischen. Doch am meisten faszinieren ihn die Übergänge zwischen den Jahreszeiten. Diese Momente sind kurz – also muss man losziehen, wenn der Zeitpunkt passt. Nicht in einem Monat. Nicht erst im Urlaub. Sondern jetzt.

Auch diese Touren brauchen Vorbereitung: Frühe Skitouren beginnen oft in Wanderschuhen. Aber die Mühe – und das Tragen der Ausrüstung – lohnen sich immer.

 

Wir planen gern – und vergessen dabei, im Moment zu leben

„Wir stellen uns vor, wie die Tour in einem Monat aussieht. Aber wenn wir uns nur darauf konzentrieren, verpassen wir, was gerade passiert.“

Für Juuso geht es bei Pallaksen Pöllöt nicht nur ums Führen, sondern ums Teilen. Im Kern steht ein Gedankenexperiment: Was wäre, wenn du dich nicht festlegen würdest? Was wäre, wenn du einer Krähe folgen würdest? Wohin würde sie dich bringen? Was würdest du sehen? Wahrscheinlich das, was die Krähe spannend findet. Und das erfahren wir nur, wenn wir selbst losziehen.

„Wir sind über 20 Eulen – aber manchmal lohnt es sich, die Natur führen zu lassen“, sagt Juuso mit einem Lächeln. Im Moment zu leben ist eine Fähigkeit, die wir alle üben können.

 

Auch du erzählst eine Geschichte, die nie endet

Wenn Juuso an Gespräche mit ganz unterschiedlichen Menschen denkt – vom Pfarrer bis zum kleinen Kind – hat ihm jedes neue Perspektiven eröffnet.

„Wir alle drücken die Natur auf unsere eigene Weise aus. Die Fjällhochebene gibt deinen Gedanken Raum zum Widerhallen – und das Schöne liegt darin, sie zu teilen. Wenn jemand neben dir steht, wird alles tiefer. Dann hören wir die Natur mit einer anderen Stimme. Und dann beginnt eine Geschichte – eine, die nie endet.“

Am Ende liegt die wahre Schönheit nicht nur im Erlebten, sondern im Teilen. Dann endet das Gespräch nicht – es geht weiter. Saison für Saison. Jahr für Jahr. Solange wir zurückkehren zu den majestätischen Landschaften von Pallas, unsere Herzen offen halten – und der Natur, einander und uns selbst begegnen. Gemeinsam.